Modemacherin Monella Caspar aus Wilmersdorf zählt viele Promis zu ihren Kunden. Im Foto zeigt sie uns ein geblümtes Schürzenkleid (darunter ein weißer Body aus Leicra und Viskose) aus ihrer aktuellen Sommer-Kollektion.
Foto: A. Klug
"Schick, schrill und elegant - vom Schuh bis zum Dessous": Unter diesem Motto steht die Designer-Modemesse "Fashion" vom 23. bis zum 26. März im Logenhaus an der Emser Straße 12-13. Dort zeigen Berliner und internationale Designer die Sommermode für 1995. Mit dabei ist die Wilmersdorfer Modemacherin Monella Caspar.
Sie entwirft Mode für die Frau zwischen 30 und 50. Jede Saison entwirft Monella Caspar eine komplette Kollektion, größtenteils aus Naturmaterialien wie Seide, Baumwolle und Leinen. "Die Sachen müssen geschmackvoll und tragbar sein", umreißt die Designerin die Anforderungen an ihre eigene Mode. "Auch Details wie Knöpte müssen gut mit dem gesamten Kleidungsstück harmonieren."
Ihr Handwerk hat Monella Caspar auf der Modeschule in Rom gelernt. Anregungen holt sie sich "einfach auf der Straße, in Cafès und Kneipen". Und natürlich in internationalen Modezeitschriften. Ihr Geschäft (mit kleinem Atelier) an der Luswigkirchstraße ist im Laufe von jetzt 17 Jahren zur Institution geworden - nicht nur bei Wilmersdorfern. "Zu meinen Kunden zählen Nastassija Kinski, Isabella Rosselini, Romy Haag und Helen Schneider", berichtet Monella Caspar nicht ohne Stolz. Ganz billig sind ihre Sachen freilich nicht. Ein Kostüm kostet zwischen 800 und 1000 Mark, Kleider gibt es ab 400 Mark. Wer soviel nicht aufbringen kann oder mag - für einen Bruchteil der Summe liest "Usch von Husch" im Geschäft einmal in der Woche Tarot-Karten. Caspar: " Das hat nichts mit Esoterik zu tun. Es geht um das Erkennen von Energieblokaden, um die Seele.
Von Stefan Peter
Der Tagesspiegel, 30.April/Montag, 1. Mai 2000
Die schrille Diva Romy Haag geht wehenden Rockes ein und aus in Monellas 20 Jahre alter Modeboutique in der Ludwigkirchstraße. Gleich vis-a-vis sitzt Gitte Henning im Cafè "Manzini". In ihrer Ente fährt winkend die Thalbach vorbei. "Das ist wie im Dorf hier", flötet Monalla. Die hellblau geschminkte Schneiderin, die seit Jahren an ihrer Schlagerkarriere bastelt und am 1. Mai auf der Bühne des Tränenpalastes stehen wird, sitzt in der Mittagssonne an ihrem weiß gedeckten Tischlein auf dem Trottoir vor ihrem Lädchen "Wilmers-Dorf". Für ihren Kiez zwischen Fasanenplatz und Ludwigkirchplatz puzt sich die exalzierte, zierliche Monella mit ihren Turbanhüten und ausgewählten Tüchern zur Straßen-Sensation heraus. Im Minutentakt passiert halb Wilmersdorf, Schauspielerinnen und Yuppies mit Arbeitsanzug und Handy. Monella genießt ihren täglichen Open Air Auftritt: Hier ein Schwätzchen, da ein Küsschen, dort ein Tratschchen.
Das betagte Girlie erfreut sich größter Beliebtheit in der Ludwigkirch-La-Strada. La dolce vita hat Monella einst als Komparsin bei Fellini gelernt. Nun bringt sie mit ihren Outdoor-Dinners italienisches Ambiente in den Kiez, Straßenfeste feiert sie seit 20 Jahren. Wenn Partyfee Britt Kanja, Monellas beste Freundin, mit ihrem Roller vorbeikurvt, erinnern die beiden an Finkenfigürchen aus Porzellan.
Plötzlich rollt eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben heran. Ein Ehepaar aus Scharpings Verteidigungsministerium entsteigt dem Wagen. Seit Monella im "Merian" als Geheimtipp für hippe Damengarderobe gehandelt wird, kleiden sich Bonnerinnen bei Monella ein. Vorsichtig lugen die Neuankömmlinge in den mit Stoffrosen bekränzten Laden. "Die staunen mich an, wie ein elfenhaftes Wesen."
Allmählich rücken die Bonner der Szene-Diva näher. Drei Termine mit Stilberatung folgen, die Bonnerin bekommt ein silbernes Kostüm (Wildseide) und bestellt einen Monat später dasselbe in Pink. Für eine Amtsrätin aus dem Kriesenzentrum schneidert sie ein Jäckchen, eine SPD-Vorstandsfrau bekommt ein Hütchen. "Meine Mode ist überparteilich", sagt sie und träumt von einer Stilberatung für Angela Merkel: "Trotz ihrer Rundlichkeit rate ich ihr ein leicht tailliertes, aber strenges Jäckchen aus wilder Seide. Hätte Frau Thoben meine Roben getragen", spekuliert Monella, "wäre sie heute noch im Amt."
Beschwingt verläßt das Paar aus der Verteidigung die Boutique. Monella hat alle Berührungsängste mit flotten Schnitten und Fingerhutgefühl vom Tisch geschneidert. Zum Abschied reicht die singende Modedesignerin dem Paar zwei Tränenpalast-Tickets samt CD "Lulanalu" in die Limousine.
Guido Schirmeyer
WILMERSDORF. Modemacherin Monella Caspar hat offenbar einen guten Draht zu Künstlern. Jetzt schneiderte die quirlige Schneiderin zum wiederholten Male ein Kostüm für eine Schauspielerin: Sängerin und Aktrice Catherine vom Restauranttheater "Pomp Duck and Circumstance" (noch bis Ende des Monats in der Klingelhöferstraße) bekam ein wunderbares Kostüm (inklusive Unterwäsche). Der Traum aus violetter Seide geht demnächst auf große Reise: Ab August gastiert das "Pomp Duck"-Team in New York.
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Ein Wüstenkamel führte gestern nachmittag beim Straßenfest in der Ludwigkirchstraße in Wilmersdorf eine bunte Karawane rund um den mit Attraktionen gespickten Fasanenplatz.
Foto: Beitlich
So märchenhaft wie ein Bazar aus "1001 Nacht" will sich heute die Ludwigkirchstraße mitten in der City bei ihrem großen Straßenfest präsentieren. Die Fete mit ungewöhnlichen Attraktionen hat die bekannte junge Modemacherin und Boutiquebesitzerin Monella eingefädelt.
Alle Geschäfte der Umgebung und alle Restaurants sind dabei. Start: 13 Uhr. Neben italienischen Straßenmusikern, lateinamerikanischer Band, Berliner Leierkastenmann, Jongleur, Feuernummern, Chili con carne, Sangria, gegrillten Würstchen und diversen Spielen für Kinder hat sich eine bunte Karawane aus dem Morgenland angesagt. Ein Kamel führt sie von der Pariser Straße über den Fasanenplatz zur Ludwigkirchstraße (Wilmersdorf).
Auf Höckern thront Monella als orientalische Prinzessin. Im Gefolge "Straßenkinder", verkleidet als Mohren, Bauchtänzerinnen, sowie ein römische Garde im Cäsarengewand und 15 schöne Haremsdamen, die später in Modellen von fünf Berliner avantgardistischen Designerinnen vor Monellas Laden auf einem Laufsteg posieren. Transvestit Zazie de Paris, bekannt aus Peter Zadecks "Ghetto", wird Chansons vortragen. Modedesignerin Mercedes Engelhardt hat die Schaufenster mit ägyptischen Seidenmalereien gestaltet. In einer Glasvitrine ist eine lebendige ägyptische Statue zu bestaunen. Im anderen Fenster hat man eine Schaufensterpuppe wie eine Mumie eingewickelt.
"Beinahe hätte ich meine Pläne auf Sand gebaut", sagt Monella. Der Berliner Zoo wollte kein Kamel harausrücken. Dafür sprang ein privater Zirkus aus einem Vorort von Hannover ein. Heute kommt das Wüstentier per Lastwagen nach Berlin. Bei soviel Engagement fühlte sich der Zoo schließlich doch verpflichtet: Er stellte für die Karawane eine Kutsche mit vier Pferden zur Verfügung und dazu noch einen tierischen Gag: Auf dem Rücksitz wird ein Orang Utan (mitsamt Wärter) sicherlich für Affenstimmung sorgen.
Ursula von Bentheim
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